Cit-Shakti

Cit-Shakti (Cit-Śakti) oder Svarupa-Shakti (Svarūpa-Śakti), die zum Zentrum allen Seins hinziehende Kraft Gottes.
Die zu Krishna gehörige Cit-Shakti ist die von ihm ungetrennte Kraft des ewigen Seins, der vollen Wissens- oder Erkenntniskraft und des unendlichen Glücks (sac-cid-ananda) in ihrem dynamischen Leben. In einer besonderen Manifestation heisst sie Lila-Shakti oder Yoga-Maya. Sie gestaltet Gottes Spiel (Lila). Unablässig zieht sie die Atmans zu Gott hin. Deshalb heisst sie auch Akarsana-Shakti (die Kraft, die anzieht); man kann sie mit der Zentripetalkraft der Physik vergleichen.

Die sechs grossen Gottesfüllen sind Manifestationen von Gottes innerer Kraft, der Cit-Shakti. Im Vishnu-Purana wird diese höchste Kraft als eine Dreiheit dargestellt:
„In dir, der du aller Urgrund bist, findet sich die einzig dir eigene Kraft, als Hladini, Sandhini und Samvit.“
(Visnu-Purana 1.12.48)

Jiva Gosvami definiert im Tattva-Sandarbha und Priti-Sandarbha diese Shaktis:

  • „Durch welche das SEIN (Gottes) gegründet ist und auch anderen mitgeteilt wird, durch welche auch alles Sein der Dinge, der Zeit und des Orts verursacht wird, das ist die Sandhini-Shakti (die Kraft des ewigen Seins).
  • Deren Wesen Erkenntnis ist und durch welche Erkenntnis mitgeteilt wird, das ist die Samvit-Shakti (die Kraft der Erkenntnis und des wahren Wissens).
  • Deren Wesen Glück ist und durch welche diese höchste Erkenntnis, die reines Glück ist, auch anderen erkenntlich gemacht wird, das ist die Hladini-Shakti (die Kraft der sich ewig steigernden Glückseligkeit).“

Die Samvit-Shakti, die Erkenntniskraft Gottes, durch die er sich selbst erkennt, und durch die auch andere ihn erkennen können, wird auch Bhakti genannt.1
Die Hladini-Shakti heisst auch Premabhakti. Es ist Gottes eigene Kraft, die ihm selbst Glück schenkt und durch die diese höchste Erkenntnis, die voller Glückseligkeit ist, auch anderen erkenntlich gemacht wird.
Wenn diese Premabhakti einem Atman geschenkt wird und das Herz und alle Sinne (auch den Geist) durchdringt, verhilft sie diesem Gottgeweihten (Bhakta) dazu, den geliebten Gott und sein Reich nicht nur klar zu schauen, sondern ihm sogar unmittelbar zu dienen und ihn erfreuen zu dürfen. Denn es heisst, die Premabhakti, die Essenz von Gottes Cit-Shakti, hat eine solche Macht, dass Krishna unter ihren Einfluss gerät und dass der in Cit-Gestalt überall Seiende „genötigt“ wird, sich vor dem Bhakta sichtbar zu machen.
Diese höchste Vollkommenheit ist sehr schwer zu bekommen, ohne völlig an Krishna (Gott) angehaftet zu sein, auch wenn man ihm lange Zeit Sadhana-Bhakti (durch Regeln festgelegtes Dienen) darbringt. Es heisst, dass sich Krishna durch die Premabhakti selbst verschenkt. Deshalb gibt er bereitwillig Befreiung (Mukti), jedoch verleiht Krishna mit grosser Zurückhaltung diese Premabhakti.

In der Gestalt Shri Krishna-Chaitanyas verschenkte er diese höchste Vollkommenheit freimütig und ohne Unterscheidung an alle Lebewesen, weshalb er als der grossmütigste Avatara gepriesen wird.


1) Bhakti ist daher immer ein Geschenk und kann durch nichts erzwungen werden. Keine Regeln, kein Einhalten von Geboten und Verboten besitzen die Kraft, Bhakti herbei zwingen zu können.

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