Über mich

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Grundsätzliche Gedanken zu Freiheit und Selbstverantwortung

Ich fühle mich meinem geistigen Ideal der Liebe zu Gott und den konstruktiven Unterweisungen meiner Lehrer (in Person oder in Gestalt eines Buches) verbunden. Diese Verbundenheit kann mich aber nicht davon abhalten, den Unsinn in Wort und/oder Tat derselben Lehrer vollständig zurückzuweisen (siehe Freiheit). Dazu gehören beispielsweise philosophische Irrtümer oder alte, unbrauchbare Anpassungen an gesellschaftliche Strukturen, die inzwischen eher stören, als dass sie dem individuellen Fortschritt dienen. Es gehören aber auch altertümliche, chauvinistische Meinungen über Frauen dazu oder ein verklärtes Geschichtsverständnis einiger Inder, die beispielsweise nicht verstanden haben, was Hitler für ein Massenmörder war. Und woher kommt das? Hitler hat gegen die Engländer gekämpft, die Indien über vier Jahrhunderte besetzt hielten und deren Einwohner als billige Arbeitskräfte oder als Soldaten in fremden Ländern missbrauchten. Folglich muss also Hitler, der gegen diese Unterdrücker kämpfte, ein guter Mensch sein.
Da muss man einfach die geschichtlichen Ursachen solch grundlegender Irrtümer verstehen, denen auch Srila Prabhupada unterlag, und den entsprechenden Irrtum zurückweisen. Man könnte auch noch andere Beispiele nennen.
Hier hat jeder philosophisch-religiös Suchende das Recht, alles was den inneren Frieden stört, zurückzuweisen. Problematisch wird das eigentlich nur in Institutionen, die dazu neigen, ihre verstorbenen Lehrer auf ein unerreichbar hohes Podest zu stellen. Dann wird alles religiös verklärt interpretiert, damit eine Art päpstliche Unfehlbarkeit postuliert werden kann. Doch das ist nicht Vaishnava-Philosophie, sondern deren Missbrauch. Srila Bhaktivinoda Thakur formuliert es so:
"Daher werden wir ermahnt, bei unseren Studien der alten Autoren sehr sorgfältig zu verfahren, für wie weise sie auch immer erachtet werden. Hier haben wir die volle Freiheit, die falsche Vorstellung zurückzuweisen, die für unseren Seelenfrieden (wörtlich: peace of conscience = Gewissensfrieden) unannehmbar ist." (Quelle: The Bhagavat)
Das ist keine Zurückweisung des Lehrers, sondern die Inanspruchnahme der Freiheit, die uns von Krishna gegeben ist.

Anders liegt die Sache, wenn ein Guru (Lehrer) die Philosophie ganz offensichtlich zum persönlichen oder Institutionellen Vorteil verdreht, um sich so den persönlichen Dienst (Arbeit, Geld) seiner Schüler auf Lebenszeit zu sichern. Noch schlimmer wird es, wenn diese künstlich erzeugte Abhängigkeit zu sexuellem Missbrauch in jeglicher Form führt, angefangen mit unerwünschten Berührungen sexueller Natur. Ein Lehrer (Guru), der seine Sinne nicht kontrollieren kann und anstatt zu heiraten es vorzieht, seine jungen weiblichen Schüler sexuell zu belästigen, disqualifiziert sich selbst. Ehrentitel wie Acharya oder Swami sind dann nur noch Schall und Rauch.
Die Zurückweisung des Lehrers entspricht in solchen Fällen den Empfehlungen der Schriften.

Man mag sich zwar für vergangene Hilfe (tatsächlich wertvolle spirituelle Unterweisungen) dankbar fühlen, doch Dankbarkeit sollte niemals blind und dumm sein und solch grobes Fehlverhalten (das eigentlich in die Hände eines Rechtssystems gehört) dulden oder unter den Teppich kehren. Lehrer, die ihr Amt und ihre Funktion sträflich missbrauchen, darf man nicht nur, man sollte sie als Guru zurückweisen.
Aber letztlich ist auch diese Entscheidung Teil der Freiheit und Selbstverantwortung, ohne die kein individueller Fortschritt möglich wäre. Einsicht kann man zwar erwarten, aber man kann sie nicht fordern. Jeder hat im Rad des Samsara das Recht auf sein eigenes Tempo auf dem Weg zum Höchsten.

Institutionen bilden – nüchtern betrachtet – immer eine Gefahr, auf Kosten ihrer Mitglieder die philosophischen Grundlagen zurechtzubiegen, um so ihre Mitglieder zu kontrollieren oder zu manipulieren.
Die Aufgabe des Lehrers liegt – ähnlich der Eltern gegenüber ihren Kindern – darin, die Schüler zu eigenen Erfahrungen und zu Selbstständigkeit, freiheitlichem Denken und Selbstverantwortlichkeit zu führen.
Gurus, die versuchen, ihre Schüler in einer lebenslangen Abhängigkeit zu halten, sind nicht Guru, sondern Diebe der Energie ihrer Schüler (meistens zum persönlichen und/oder institutionellen Vorteil).

Diese geistige Guru-Abhängigkeit ist letztlich der Tod des spirituellen Wissens. Wer nicht in Freiheit und Selbstverantwortung ein persönliches Verständnis, und noch wichtiger, persönliche Erfahrungen sammeln darf, wird vom angeblichen Guru als zukünftiger Träger dieses durch Erfahrung erworbene Wissens zur Untauglichkeit erzogen, gerade noch gut genug, um die Forderungen der Institution zu erfüllen.

Leider enden viele Lehrer-Schüler-Beziehungen in einer solch extremen Abhängigkeit der Schüler. Sie werden nicht gelehrt, wie man spirituell-philosophisch und auch im praktischen Leben auf eigenen Beinen steht. (Siehe hierzu unter dem Menü Bhakti-Yoga, die Punkte Freiheit, Selbstverantwortung und Einweihung.)

Meine Erfahrung

Im Verlauf von 40 Jahren Erfahrung auf dem Pfad des Bhakti-Yoga, festigte sich folgende Schlussfolgerung in mir:

Das Hören, Chanten uns sich an die heiligen Namen von Nityananda & Gauranga zu erinnern, ist die einfachste und zugleich die empfohlene Methode für die Menschen des Kali-Yuga, um die höchste Liebe zu Gott (Prema) schnellstmöglich zu erlangen. Diese herzerfrischende Erfahrung wird von vielen Lehrern in der geistigen Linie der Brahma-Gaudiya-Nachfolge betont.

Srila Jiva Goswami spricht zu Lord Nityananda:

"Wenn du jemandem deine Barmherzigkeit gibst, wird diese Person ohne Anstrengung die Lotosfüsse von Sri Gauranga erlangen, und so wird er in den Ozean reiner ekstatischer Liebe zu Sri Krishna geworfen."
(Navadvipa Dhama Mahatmya, 4. Kapitel)

Hier wird in einem Satz der ideale Weg zu Krishna-Prema (Liebe zu Gott) aufgezeigt: Durch die Barmherzigkeit des Namens Nityananda erhält man Liebe (Prema) zu Sri Gauranga Mahaprabhu geschenkt. Einige Vaishnavas sind mit ihrer liebenden Beziehung zu diesen zwei außergewöhnlich barmherzigen Formen des Höchsten voll und ganz erfüllt. Andere zieht es gleichzeitig zur Lieblichkeit und Süße Sri Sri Radha-Krishnas. Und es ist Sri Gauranga, die vereinte Gestalt von Radha-Krishna, der die Liebe (Prema) zu diesem höchsten göttlichen Paar verschenkt.
Die philosophischen Grundlagen zu den unterschiedlichen spirituellen Beziehungen der Seelen (Atmans) zum Höchsten, werden auf meiner Website bhakti-yoga.ch dargelegt.

Es spielt auch keine Rolle, welche Position jemand in der Gesellschaft einnimmt.
Es spielt ebenfalls keine Rolle, ob jemand Sannyasi (Mönch) oder ein in der Gesellschaft integrierter Arbeiter, Geschäftsmann oder Regierungsvertreter ist, oder ob er/sie ein von der Gesellschaft Ausgestoßener verkörpert. Alle gesellschaftlichen Unterschiede verblassen zur Bedeutungslosigkeit, sobald eine Seele (Atman) den Pfad der Krishna-Bhakti (der Liebe zu Gott) aufnimmt.
Leider betonen heutzutage einige Vaishnava-Institutionen den Sannyasa-Stand als etwas Herausragendes und Bedeutsames. Es wird suggeriert, die Sannyasis seien ganz besonders wichtige Lehrer, als ob die Liebe zu Gott von solchen unwichtigen Äußerlichkeiten abhängig wäre.
Das ist nichts anderes als ein weiterer manipulativer Unsinn im Namen der Spiritualität!
Man kann dies durchaus als systematische Suggestion durch Institutionen verstehen. Denn sie und die darin lebenden institutionalisierten Gurus profitieren am meisten von willfährigen Vollzeitangestellten mit Sannyas-Titeln und -Namen.
Doch ein aufrichtiger Mönch (Sannyasi) steht im Sinne der Vaishnava-Lehre nie über einem anderen aufrichtigen Vaishnava, egal welche gesellschaftliche Position dieser innehat oder eben auch nicht.
Die Reinheit des Herzens, die innere spirituelle Absicht, ist zu keinem Zeitpunkt von solchen Äußerlichkeiten abhängig.

Kurzer Überblick
1978 - 1981 Mitglied des Tempels ISKCON Schweiz.
1982 - 1986 Lose Verbindung zum Tempel gemeinsam mit meiner Frau.
1986 Zurückweisung der ISKCON-Doktrin und des damaligen Gurus Harikesha.
1986 - 1990 Selbstständiges Studium der Vaishnava-Literatur und Fokussierung auf Sri Gauranga und das Panca-Tattva.
1990 Kennenlernen von Paramadvaiti. Nachdem geklärt war, dass ich mich nie mehr mit einer Institution identifizieren will, fragte ich nach formeller Einweihung.
1991 Brahminische Einweihung (Diksha), die ich wenige Jahre später zurück wies (spirituelle Pubertät?). Einerseits aus der Erkenntnis, dass mir ein brahmanischer Charakter fehlt und andererseits, weil ich durch meine weiteren Studien erkannte, dass keine Art von Einweihung aus einem Shudra oder Mleccha einen Brahmana machen kann. Zudem erkannte ich immer besser, dass der heilige Name zu 100% von rein gar nichts abhängig ist. Niemand kann ein Zugangsmonopol oder -recht beanspruchen.
(Mehr hierzu unter Bhakti-Yoga -> Einweihung.)
1991 - 2001 Fortlaufende Studien der Vaishnava-Literatur und immer deutlicheres Erkennen der Bedeutung der Namen von Sri Nityananda und Sri Gauranga.
2002 - 2008 Weitere Studien und Veröffentlichung von zwei Büchern.
Ab 2005 Mein Eigenverantwortliches Denken und Handeln setzt sich verstärkt durch, was immer deutlicher zu einer differenzierteren Betrachtung der Lehrer-Schüler-Beziehung führte, mit der inneren Gewissheit, dass sich spirituelle Liebe (Prema) einzig in völliger Freiheit und Selbstverantwortung entwickeln kann.

Die Konsequenz:
2005 bis 2019

  • Eine langsam anwachsende innere Distanz zu Paramadvaiti, bei dem - nach meiner damaligen subjektiven Wahrnehmung - "Projekte" und die von ihm gegründete VRINDA-Institution oder auch das Organisieren des WVA immer wichtiger wurden, wobei das spirituell Essenzielle - das, worum es eigentlich geht - mehr und mehr in den Hintergrund trat.
  • Zurückweisung von Paramadvaiti (ich verzichte bewusst auf den Sannyasi-Titel "Swami") als meinen Lehrer.
    Die Gründe lagen zu Beginn in seinem protektionistischen Verhalten gegenüber seiner Institution "VRINDA" und der Umdeutung der Namen von Radha-Krishnas (Hare-Krishna-Mantra).
    Den Todesstoß für jeden Respekt oder Achtung ihm gegenüber gab er sich selbst, durch sein schwerwiegendes Fehlverhalten - sexuelle Belästigung - gegenüber sehr jungen weiblichen Schülerinnen (was er nicht einmal abstreitet).
    (Das verlinkte Audio-recording beginnt in spanischer Sprache, wechselt aber schnell ins Englische.)
  • Dankbarkeit für alles Gelernte und die Gewissheit, dass freiheitliches, eigenverantwortliches Denken und Handeln die Grundlage für Fortschritt bilden, egal in welchem Tempo dieser Fortschritt vonstatten geht und völlig unabhängig davon, ob dieses Bemühen von irgendjemandem wahrgenommen wird.
    Nur die Inanspruchnahme dieser Freiheit kann in letzter Konsequenz zu wahrer Gottesliebe führen. Gott selbst ist der höchste Freie und er benötigt keine Sklaven und keine blinde Gefolgschaft. (Mehr hierzu unter Bhakti-Yoga -> Freiheit.)

Francis Kaderli / Gaurahari Dasa


Nachtrag

Diese Thematik in Bezug zu Paramadvaiti hat auf Facebook in einem kurzen privaten Austausch fast eine makabre Reaktion ausgelöst. Man warf mir vor, mein Herz sei derzeit voller Hass gegen Vaishnavas wie Paramadvaiti.
Da dort mit dem Schreiber kein "normaler" Austausch möglich war - nach obigem Vorwurf wurde ich geblockt -, stelle ich den kurzen "Austausch" und meine ausführliche Stellungnahme hier zur Diskussion frei.

Mehr zum Thema Paramadvaiti auf den folgenden Unterseiten

Mein offener Brief an Paramadvaiti

Weitere Links zum Thema Paramadvaiti

 

Es ist Zeit, die Heuchelei zu beenden!